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Die Rolle Alarmins S100A8/A9 und seines Rezeptors TLR4/MD2 auf Thrombozyten in der Regulation der Inflammation, der Glykokalyx Integrität und der vaskulären Permeabilität während der Inflammation

Projektleitung

KFO 342 Project coordinator PD Dr. med. Jan Rossaint

Univ.-Prof. Dr. med.

Jan Rossaint

KFO 342 Principal investigator Prof. Dr. rer. nat. Thomas Vogl

Prof. Dr. rer. nat.

Thomas Vogl

Zusammenfassung

Entzündung, entweder hervorgerufen durch eindringende exogene Pathogene, die pathogen-assoziierte Moleküle (Pathogen Associated Molecular Pattern – PAMPs) freisetzen oder hervorgerufen durch Gewebetrauma, Ischämie / Reperfusion oder chemische Verletzungen, führt zur Freisetzung von Verletzungs-assoziierten Molekülen (Damage Associated Molecular Pattern – DAMPs), sogenannten Alarminen. DAMPs und PAMPs binden an spezifische Mustererkennungsrezeptoren (pattern recognition receptors – PRRs) und aktivieren Adhäsionsmoleküle auf Endothelzellen, was die Interaktion von zirkulierenden Neutrophilen mit Thrombozyten und die Initiierung einer angemessenen Immunantwort ermöglicht. Dies markiert den Beginn der Gefäßentzündung und der Rekrutierung von Neutrophilen zum Ort der Entzündung. Neben Neutrophilen sind auch Thrombozyten aktiv an der Pathogenese entzündlicher Prozesse beteiligt und können an aktivierte Endothelzellen binden. Das pro-inflammatorische DAMP (oder Alarmin) Molekül S100A8/A9 (Calprotectin, Mrp8/14) wird in myeloiden Zellen exprimiert. Das S100A8/A9-Heterodimer wurde als kritischer Faktor bei vielen entzündlichen Erkrankungen identifiziert und gehört zur S100-Familie der Ca2+-bindenden Proteine. Nach passiver oder aktiver Freisetzung von S100A8/A9 übt das Molekül seine Effektorfunktionen hauptsächlich über den auf Thrombozyten exprimierten Rezeptor TLR4 aus. Während der Sekretion von S100A8/A9 werden diese cytosolischen Proteine als Proteinkomponenten freigesetzt, welche in NETs (neutrophil extracellular traps) eingebettet sind und induzieren üblicherweise ein breites Spektrum pro-inflammatorischer Effekte. Für die Bildung von NETs ist die Wechselwirkung von Neutrophilen mit Thrombozyten entscheidend. NETs sind ein integraler Bestandteil vieler entzündlicher Prozesse, eliminieren zirkulierende Bakterien aus dem Blutkreislauf und sind in der Lage eine erhöhte Gefäßpermeabilität zu induzieren.
Picture showing microscope image.

Visualisierung der Interaktion von Thrombozyten und Neutrophilen in vitro: Isolierte Neutrophile (grau) und Thrombozyten (grün) überströmen eine mit TNFα-stimulierte Monoschicht von bEnd.5 Zellen (Endothelzellen, Zellkerne mit CD31 rot gefärbt). Die Zeitrafferaufnahme wurde mit einem konfokalen Lasermikroskop durchgeführt.

Die endotheliale Glykokalyx ist eine dynamische Struktur an der Innenseite des Endothels und spielt eine zentrale Rolle in der Regulation der Gefäßpermeabilität. Hauptkomponenten der Glykokalyx sind membrangebundene Proteoglykane und Glykoproteine, die lösliche Komponenten aus Plasma und Endothel enthalten und Teil der Endothelbarriere sind. Gefäßentzündungen führen zum Abbau der endothelialen Glykokalyx, was wiederum mit einer veränderten Gefäßpermeabilität assoziiert ist.
Die Aktivierung von TLR2- und/oder TLR4-exprimierenden Zellen trägt zum Glykokalyxabbau bei. Eine Gefäßentzündung aktiviert ebenfalls die Enzyme Heparanase und Hyaluronidase, was zum Verlust der Glycocalyxkomponenten Syndecan-1 und Hyaluronsäure führt. Heparanase und Hyaluronidase werden zudem von aktivierten Thrombozyten exprimiert und freigesetzt und verstärken den Abbau der endothelialen Glykokalyx und der subendothelialen extrazellulären Matrix. Es ist unbekannt auf welche Weise das von Neutrophilen abgeleitete S100A8/A9 die NET-Bildung beeinflusst und anschließend die Aktivierung und Beteiligung von Thrombozyten an der Leukozytenrekrutierung, den Abbau der Glykokalyx und die Erhöhung der Gefäßpermeabilität moduliert und wird daher im Rahmen dieses Projekts untersucht.

Projektteam